Die Hintergrundstory:

Ein Phillip Johnson, Witwer und globaler Auftragnehmer für Bau und Renovierung von Wasserbrücken und der Wartung von Raffinerien schrieb mir, dass ich ihm gefalle.

Er sei ehrlich, treu, leidenschaftlich, großzügig, gebend, anhänglich, sexuell, unterstützend, sensibel und ein guter Zuhörer, aufgeschlossen und sehr spontan, optimistisch, mit Sinn für Humor, ziemlich gelassen - und außerdem fände er Komödien gut!
Na bitte, wir passen hervorragend zusammen, ich bin auch nahezu perfekt und lache gerne.

Leider war es dann doch schnell vorbei mit der Harmonie.
Er flog wegen eines Auftrags nach Dubai und das Desaster nahm dort seinen Lauf: er ließ seine Brieftasche mitsamt allen Kreditkarten, die darin waren, im Taxi liegen.
I was not amused, denn ich sollte ihm mit 9,500,- € aushelfen, aber was tut man nicht alles als liebende Frau, und dann auch noch für so einen Schussel?

Irgendwas lief aber immer schief und ich bekam schließlich das Konto eines deutschen Mannes, auf das ich die - mittlerweile 15.000,- € überweisen sollte.
Der war auch gerne bereit, sich mit mir zu treffen, um das Geld in Empfang zu nehmen.
Es stellte sich heraus, dass er wegen eines Schlaganfalls frühpensioniert und der festen Überzeugung war, er hätte eine Frau im Internet, die er hingebungsvoll unterstützte.
Das ging bis hin zur Bereitwilligkeit für sie Geldwäsche zu betreiben. Leider gab es keine Möglichkeit zu ihm durchzudringen, bei der Polizei wurde dann im Zuge der Anzeige gegen den späteren Boten für ihn um Präventivmaßnahmen gebeten, da er ganz eindeutig ein Opfer eines Romance Scams war.

Und dann hatte mein Scammer eben diesen neuen Boten, den Agenten Henry, der sich mit uns in Bonn auf dem Kaiserplatz bei schönstem Sommerwetter traf und gerne bereit war zu helfen, dass mein Geld zu einem Betrüger nach Afrika geschickt wurde.
Besagter Henry hatte schon bei einer Baiter-Kollegin in einem ganz anderen Fall sein Konto zur Verfügung gestellt und war in seinem Wohnort der lokalen Presse aufgefallen, die berichtete, dass er in seinem Fußballverein eine wahre Stimmungskanone sei.

Hier Fotos von seinem Nebenjob:

Termin am Amtsgericht Bonn: 22.12.20 um 09:30 Uhr, Sitzungssaal S. 0.08

Heute war Termin zur Verhandlung.

Der Beschuldigte kam sowohl mit Stafverteidiger als auch mit einer Dolmetscherin. Agent Henry stammt ursprünglich aus Lagos/Nigeria und lebt seit sieben oder acht Jahren in Deutschland. Sein Aufenthaltsstatus ist derzeit eine Duldung, da der Asylantrag nicht genehmigt wurde.
Bereits von Anbeginn war erkenntlich, dass der Richter nicht geschmeidig ist, denn auf die Frage, wo der Beschuldigte nun wohnen würde, brauchte dieser sein Handy, um diese Angaben vollständig zu tätigen. Verständlich war dies dem Richter nicht, da er davon ausging, dass man doch wissen müsse, wo man wohnt.

Nachdem die Formalitäten geklärt waren, musste @Ziege den Saal verlassen.

Nun verlas der Staatsanwalt die Anklage und Henry wurde die Möglichkeit eröffnet, sich zu äußern. Dies tat er auch, obwohl sein Verteidiger dieses hätte erledigen können. Die Anklage lautet: gewerbsmäßiger und bandenmäßiger Betrug.

Henry gab zum besten, dass er bei einem Arbeitsunfall in finanzielle Schieflage kam und daher zu seiner Familie nach Karlsruhe reiste. Er hat jedoch einen guten Freund, welcher ihm helfen wollte. So kam es, dass Henry Geld auf seinem Konto empfangen sollte. Nachdem das Geld nicht dort ankam, gab es vorübergehend Streit, aber Henry hat seinen Kontoauszug geschickt, und die Dinge waren bereinigt, weil keine Zahlung ersichtlich war. Besagter Freund hat Henry aber immer noch helfen wollen. Dazu müsse dieser nach Bonn fahren und Geld abholen. Von der Ehefrau eines Freundes seines Freundes. Das tat Henry auch. So kam es zur Festnahme am 24.06.2019, wobei er laut seiner Aussage eine Ohnmacht erlitten haben will.

Heute konnte Henry vorübergehend nicht Deutsch sprechen, aber besagter Richter war sich unschlüssig und hat ihm auf den Zahn gefühlt. Es ging hierbei um die Beweisführung, dass Henry wusste, was er tut und sich auch mit der Zeugin ausgetauscht hat.

Und ja! Henry konnte sich mit dem Richter unterhalten! Also blieb das Problem der Verständigung kein Problem. Der Richter sagte wörtlich: " Ich lasse mich nicht verarschen. Wir brauchen keinen Dolmetscher, wenn ich langsam spreche. Sie können mich verstehen und auch antworten." Daraufhin gab es ein Wortgefecht mit dem Verteidiger und es drohte eine Pause von einer Stunde. Lediglich dem Staatsanwalt war es zu verdanken, dass es nicht so kam.



Tatsache ist nun, dass es einen weiteren Termin gibt, denn das Konto von Henry taucht auch in einem anderen Zusammenhang bei einer anderen potenziell Geschädigten auf, die ebenfalls Anzeige erstattet hat. Diese Akte wird nun vom Amtsgericht Bonn angefordert und der Termin für die Fortsetzung ist auf den

12.01.2021, 11.00 Uhr bestimmt worden.

Sollte der Beschuldigte nicht erscheinen, so wird das Verfahren auch in seiner Abwesenheit fortgeführt.

Fortsetzungstermin am 02.02.2021 um 14:00 Uhr


Der gestrige Termin begann leider früher als ursprünglich anberaumt wurde. Aufgrund dieser Tatsache entzieht sich die Kenntnis darüber, weshalb ein neuer Fortsetzungstermin festgesetzt wurde.

Meiner optischen Wahrnehmung nach zu schlussfolgern, kann der Grund jedoch nicht positiv für den Beschuldigten sein. Dieser saß zusammengesunken auf seinem Stuhl, dass Gesicht in den Händen verborgen, den Kopf schüttelnd.

Heute nun gab es ein Urteil.

Der Beschuldigte wurde der versuchten Geldwäsche für schuldig befunden und zu einer Strafe von 120 Tagessätzen a 40 € verurteilt. Mithin also zu einer Zahlung von 4.800 € zuzüglich der angefallen Gerichtskosten, welche auch nicht unerheblich sein dürften bei 3 Terminen, plus Strafverteidiger.

Der heutige Termin wurde festgesetzt, da man eine zusätzliche Zeugin geladen hatte. Eine im Forum aktive Baiterin hatte das Konto des Beschuldigten in einem anderen Scam erhalten, um dorthin eine Zahlung zu tätigen. Nachdem die angebliche Zahlung nicht angekommen war, sendete der Beschuldigte seine Kontenauszüge an den Hintermann und dieser wiederum an die Baiterin als Nachweis. Damit war uns bereits im Vorfeld bewusst, dass der Beschuldigte sich nicht nur einmal zur Verfügung gestellt hat, um Geld zu erhalten. Diesen Umstand wollte das Gericht jedoch genauer erörtern, da die Baiterin ebenfalls eine Anzeige wegen Beihilfe zum Betrug erstattet hatte.

Nachdem die Aussage getätigt war ging es an die Plädoyers. Die Staatsanwaltschaft hat auf versuchte Geldwäsche plädiert und ein Strafmaß von 120 Tagessätzen a 20 € empfohlen. Eine totale Unkenntnis von Seiten des Beschuldigten wurde nicht angenommen, da er nicht mit seinem Klarnamen agierte und nun schon in zwei Anzeigen Bestandteil ist.

Der Verteidiger war stets bemüht seinen Mandanten tatsächlich selbst als „Opfer“ darzustellen, welcher auf hinterlistige Art und Weise selbst betrogen worden ist. Das würde allein der Umstand belegen, dass der Beschuldigte seinen Kontoauszug an die zweite Baiterin gesendet hat. Mit Klarnamen und Umsätzen.
Es sei ja auch kein Schaden entstanden, demnach könnte man auch nicht in Raum stellen, dass der finanzielle Schaden erheblich gewesen wäre.

So herzzerreißend, theatralisch und dramatisch das Plädoyer des Verteidiger auch gewesen sein mag, es hinterließ beim Richter anscheinend wenig Eindruck. Gerade das Nichtverwenden des Klarnamen des Beschuldigten beim unterschreiben der Quittung gab Anlass zu zweifeln. Jeder ehrliche Mensch würde keine Quittung mit einem Fakenamen unterschreiben. Etliche Behauptungen des Beschuldigten seien lediglich eine Schutzbehauptung und seien somit anzuzweifeln. Das sah auch die Staatsanwaltschaft so.


Der Richter entschied auf 120 Tagessätzen a 40 €.

Dieses Strafmaß begründet sich auf zu erwartende Einkünfte. Der Beschuldigte gab an, nun morgen in Arbeit zu gehen und einen Vertrag zu unterschreiben. Lediglich dieses Verfahren hätte ihn seit Dezember daran gehindert und der zukünftige Arbeitgeber hätte Kenntnis davon.

Berufung ist binnen einer Woche möglich.

Der Beschuldigte muss offensichtlich Berufung eingelegt haben, denn es gibt einen neuen Verhandlungstermin.

Landgericht Bonn
29.10.2021 12:00 Uhr
Sitzungssaal S. 0.04
Wilhelmstr. 21, 53111 Bonn

Noch während wir vor dem Sitzungssaal gewartet haben, wurde offenbar vom Gericht und der Staatsanwaltschaft vereinbart, das Berufungsverfahren gegen Geldauflage einzustellen. Leider wissen wir nicht, wie hoch diese Geldauflage ausgefallen ist.