Wir hören davon leider immer wieder: die Mutter, Tante oder Schwester hat sich im Internet verliebt und hofft, bald Ihren Traummann zu treffen.
Sie schickt ihm alles an Geld, was er von ihr fordert und die Angehörigen müssen hilflos zusehen.

Sie versuchen es mit Vernunft und erklären ihr, dass dieser Mann nicht echt ist, dass es sich um einen Betrüger handelt, aber das Opfer nimmt nichts an und bleibt ihm weiter hörig. Manchmal sogar mit einer jetzt-erst-recht-Haltung.

Unterstützt wird sie dabei von ihrem Scammer, der ihr einredet, dass die Familie ihr das neue Glück nicht gönnt.
Was dann passiert ist meist, dass die Angehörigen versuchen ihr die Wahrheit immer intensiver und mit mehr Druck vor Augen zu führen und das Opfer sich in die Enge getrieben fühlt und sich abschottet.
Die Vorstellung, dass ihr wunderbares neues Leben eine Lüge ist, ist so schrecklich für sie, dass sie eher den Kontakt zu ihrer Familie abbricht und sich mit ihnen überwirft, als dass sie auch nur den leisesten Zweifel an ihrem Geliebten zulässt.

Was also tun:
Das wichtigste: diese Spirale, bei der immer mehr Druck aufgebaut wird, vermeiden!
Machen Sie Ihr klar, dass Sie ihr jedes Glück gönnen, aber dass sie einfach auch besorgt um sie sind.
Bleiben Sie auf ihrer Seite und im Gespräch, so schwer es auch fallen mag.

Es ist schwierig, den richtigen Ton zu treffen, denn ein Opfer fühlt sich natürlich bevormundet und als dumm hingestellt, wenn man sein Urteilsvermögen anzweifelt.

Versuchen Sie, Informationen über den Mann von ihr zu bekommen und recherchieren Sie im Internet.
Die meisten Opfer sind sehr auf das Bild fixiert und man kann sie erreichen, wenn man ihnen in der Bildsuche den echten Mann hinter dem Bild zeigen kann.
Aber Achtung: jeder Scammer ist darauf vorbereitet und geht meist sofort in die Offensive: er behauptet, man hätte seine Bilder gestohlen, bzw. sein Account wäre gehackt worden.
Diese Reaktion eines Scammer ist also vorhersehbar und sollte dem Opfer deutlich gemacht werden.

Geben Sie auch den angeblichen Namen ein und suchen Sie auf Anti-Scam Seiten danach, vielleicht ist er schon dort aufgeführt.
Das lässt sich auch ganz einfach über die Google-Suche machen.
Geben Sie in der Suchfunktion den Namen der Bekanntschaft und den Zusatz Scam bzw Scammer ein.
So finden sowohl Opfer als auch Angehörige schnell Informationen, wenn die Daten bereits in einem Anti Scam Forum erfasst sind.
Auch E-Mail Adressen und Telefonnummern lassen sich so suchen.

Versuchen Sie auch, ihr allgemeine Informationen zum Thema Romance Scam zu vermitteln.
Lassen Sie sich nicht verunsichern, wenn sie erst mal alles wütend von sich weist, es besteht aber dennoch die Möglichkeit, dass sie für sich anfängt zu zweifeln.
Vermutlich wird sie ihren Scammer konfrontieren und der wird ihr Schuldgefühle einreden, dass sie an seiner Liebe zweifelt.
Erklären Sie ihr, dass genau das zum mächtigsten Werkzeug des Scammers gehört.
Sagen Sie ihr auch, dass sie ihr keine Dummheit unterstellen, sondern dass gerade die Menschen Opfer werden, die von Grund auf ehrlich und fair sind, weil sie sich niemals vorstellen können, wie man die Gefühle anderer auf so perverse Weise für Betrug nutzen kann.

Gibt es keinen Weg sie zu erreichen, versuchen Sie einen außen stehenden Unbeteiligten hinzu zu ziehen.
Der Weiße Ring bietet Opferbetreuung, fordert allerdings meistens, dass das Opfer sich selbst meldet.
Werden Sie aber als Familie zu Mit-Opfern, weil die Situation unerträglich wird oder immer mehr Geld an den Scammer fließt, wird das oft akzeptiert.
Es bleibt allerdings eine Fallentscheidung, aber es ist einen Versuch wert.

Vielleicht gibt es aber auch einen Freund/eine Freundin, die als Außenstehende versuchen können, zu dem Opfer durchzudringen.

Wenn es so weit kommt, dass Geld von Freunden geliehen, eine Hypothek aufgenommen wird, etc., weil kein Geld mehr da ist, der Betrüger aber immer weiter fordert, dann sollten Sie den Schritt nach vorne gehen:
Klären Sie das Umfeld des Opfers auf, was passiert.
Niemand darf ihr mehr Geld leihen.
Gehen Sie zur Polizei und zu ihrer Bank und bitten Sie dort um Präventivmaßnahmen.