Hier handelte es sich um Vorschussbetrug (419-Scam)

Die Vorgeschichte:

Ich bekam eine Mail von einem Mann, der sich Jean-Pierre Rojon nannte.
Im Anhang das Foto des ehemaligen französischen Premierministers Michel Rocard, der aus dem Krankenbett winkt:
http://archive.francesoir.fr/actualite/p...avc-204035.html

Er behauptete Krebs im Endstadium zu haben und eine gute Seele zu suchen, die sein Vermögen an Kinder und deren Familien verteilt, die unter derselben Krankheit zu leiden hätten.

Dann bekam ich Post von seinem Notar, der mir immer wieder Rechnungen schickte, damit ich Gebühren bezahlte, für die Bank, für die Schenkungsurkunde....
Bald hatte ich jede Menge bunter Papierchen, die im Photoshop erstellt waren.

Irgendwie kamen wir nicht überein
Der Preis stieg derweil auf 15.000,- € für mich.

Schließlich wollte der Notar ein Mitglied seines Kabinetts in Abidjan vorbei schicken, um mir die Zahlung zu erleichtern.
Der kam am 24.09.1018 und wurde festgenommen.

Es handelte sich dabei um einen Deutschen, der mit einem Flug aus Berlin kam, wo er als Sozialarbeiter mit jungen Migranten angestellt war.
Sein Neffe aus Elfenbeinküste war der Scammer und hatte ihn geschickt, um das Geld abzuholen.



Das Gerichtsverfahren:

George N. behauptete bei der Gerichtsverhandlung am 16.09.2019, wo ihm gemeinsamer gewerblicher Betrug vorgeworfen wurde, dass er nicht gewusst hätte, worum es ging.
Er sollte lediglich Geld von einer älteren Frau in Köln abholen und dabei behaupten, dass er Jean-Pierre kenne.

Da sein Neffe Geschäftsmann wäre, welcher auch einige Immobilien besitzt und ihm finanziell bereits mehrfach ausgeholfen hätte, habe er es als Wiedergutmachung und Freundschaftsdienst betrachtet und sich nichts dabei gedacht. Es gab auch kein Gespräch darüber, dass der Beschuldigte einen Anteil behalten könne. Lediglich die Übernahme der Reisekosten in Höhe von 300,00 Euro wurde zugesagt. Jedoch konnte der Beschuldigte auch nicht erklären, was dann mit dem restlichen Geld geschehen würde.

Die Richterin fragte, warum er bei einer solchen Aktion nicht genauer nachgefragt hätte und das er für seinen Neffen gelogen hätte.
Es sei in hohem Maße ungewöhnlich, dass man einfach von Berlin nach Köln reist, um mal 15.000,00 Euro entgegen zu nehmen.

Da der Beschuldigte jedoch sämtliche Chatverläufe zwischen ihm und seinen Neffen noch am 24.09.2018 zur Verfügung gestellt hatte und ihm nicht nachgewiesen werden konnte, dass er direkt im Thema involviert ist, ging es dann nur noch um einfachen Betrug. Auch hat er keine Vorstrafen und war polizeilich sonst nie auffällig.

Daher erging folgendes Urteil, mit Vermerk auf einfachen Betrug.
Er musste binnen 6 Monaten eine Summe von 1.500,00 Euro an einen gemeinnützigen Verein als Strafe bezahlen und ein Ordnungsgeld.
Sollte er die Zahlung nicht binnen 6 Monaten beglichen haben, werde es ein weiteres Verfahren geben, wo dann wiederum alle Zeugen geladen werden.


Hier geht es zur vollständigen Liebesgeschichte: Jean Pierre Rojon/Finya