Die Wahrscheinlichkeit, im Internet einem Romance Scammer zu begegnen ist viel höher als man annimmt, wenn man von diesem Phänomen noch nicht viel gehört hat. Die Polizei geht davon aus, dass 20 % der englischsprachigen Profile in Partnerschaftsbörsen von Liebesbetrügern sind, sogar auf seriösen und beitragspflichtigen Börsen sind sie (wenn auch nicht in diesem Ausmaß) zu Gange.

Dazu kommt, dass die Anbahnung mittlerweile nicht mehr ausschließlich über die Datingseiten läuft, sondern auch über Facebook, Instagram, Xing und alle möglichen Foren und Plattformen.
Man kann also davon ausgehen, dass die Menge der Scammer sich immer weiter vervielfacht, je einfacher es ihnen gemacht wird, geeignete Plattformen zu finden.
Jeder wird vermutlich irgendwann mal von einem Scammer angeschrieben, wenn er sich im Internet auf Dating- oder den sozialen Seiten bewegt.
Deshalb ist es wichtig, diese Möglichkeit immer im Kopf zu haben.
Geben Sie so wenig wie möglich von sich im Web preis. Verschicken Sie nie persönliche Dokumente oder geben Ihre Kontonummer weiter!
Wenn jemand anfängt, Sie zu diesen Dingen zu drängen und dabei von Vertrauen spricht, ist das ein erstes und deutliches Signal für einen Betrüger.


Hier sind einige Punkte, die beim Liebesbetrug immer wieder auftauchen:

- Meist sind die Hintergrundgeschichten tragisch oder traurig, um den Kümmerinstinkt von Frauen zu wecken, also Frau an Krebs oder bei Autounfall gestorben, Kind verloren oder Kind lebt jetzt gezwungenermaßen weiter weg, keine Angehörigen, etc....

- Die Sprache wirkt für uns oft blumig, zu schwülstig und mit zu vielen Liebesbekundungen. Man könnte es Romantik nennen, weiß man aber, was dahinter steckt, wirkt es schmeichlerisch und anbiedernd.
Schnell spricht der Scammer davon, dass er einen ehrlichen Partner fürs Leben sucht, dass er nicht oberflächlich ist, sondern tief fühlt, romantisch ist, etc., um eine Idealvorstellung der Frau von einem treuen Partner zu bedienen

- Nach dem Kennenlernen möchte der Scammer schnell weg von der jeweiligen Plattform. Oft fragt er, ob man das Profil nicht löschen möchte, er wäre dazu auch bereit. So verhindert er, dass sein Opfer noch von anderer Seite kontaktiert wird

- Es wird immer wieder von Vertrauen geredet, dass man vorbehaltlos in seinen Partner haben muss, wenn es sich um "echte" Liebe handelt.
Das suggeriert, dass selbst die Überprüfung im Internet schon ein Zeichen dafür ist, dass man ihn nicht liebt und ihn in Frage stellt.
Der Scammer möchte, dass man als Paar immer zueinander steht und einander unterstützt, das ist die Basis für sein Geschäftsmodell

- Der Betrüger geizt nicht mit Aufmerksamkeit und Fürsorge. Er legt Wert auf die kleinen Dinge im Alltag. "Hast du geduscht?" oder "Hast du gegessen?" sind typische Fragen.
Es soll so aussehen, als hätte er die ganze Zeit nur seine Angebetete im Kopf und möchte an ihrem Leben teilhaben.
Die Scammer haben gut analysiert, dass viele Frauen von ihren Partnern oft nicht genug von dieser Aufmerksamkeit bekommen haben und darauf sehr gut anspringen.
Tatsächlich ist man aber nicht seine einzige Frau, sondern diese Nachrichten bekommen gleichzeitig meist mehrere Frauen von ihm.
Der Kontakt ist häufig, oft will der Scammer ihn noch intensivieren, um zu beweisen, wie wichtig ihm seine neue Bekanntschaft ist.
Stundenlanges Chatten oder Telefonieren ist für ihn Aquise.

- Teils wird mit Übersetzer gearbeitet, aber gerade bei denjenigen, die sich als anglo-amerikanische Staatsbürger ausgeben und mit denen man auf Englisch schreibt, gibt es typische Fehler, die auf nigerianische Herkunft deuten: Das "I" in "I am" wird klein geschrieben, also "i am" oder ganz weg gelassen, so dass der Satz mit "Am" beginnt.
Auch wenn scheinbar gut Englisch oder Deutsch geschrieben wird, bitte auf Fehler achten, sie können ein Indiz sein, dass derjenige eben nicht in Deutschland, England, Australien oder den USA gelebt hat, wie er vorgibt, sondern dass es sich um typische Fehler handelt, die eher auf Afrika verweisen.

- Als Beruf wird oft die Mineralölbranche, aber auch Baustoffhandel oder Automobilbranche angegeben, alles, wo es nachvollziehbar ist, dass man auf Geschäftsreise ins Ausland muss, damit der Scammer dort in eine Notlage geraten kann, aus der sein Opfer ihm helfen muss, damit er endlich zu ihr kommen kann, wie meist vorher geplant wurde

- Es kommen evtl. schon früh verdeckte Fragen nach Einkommen, Lebensstandard, Vermögen, auch die Frage nach den Eigenschaften, die einen ausmachen. Ist man immer für seine Freunde da oder hat ein Herz aus Gold, dann ist man schon Top-Ware.

- Die Zeit bis die Geldforderung kommt, spielt keine Rolle, manche Scammer lassen sich monatelang Zeit, um ein stabiles Vertrauensverhältnis aufzubauen.
Allerdings sind besonders die unerfahrenen und eher schlechten Scammer manchmal auch sehr schnell dabei und nennen einen schon am zweiten Tag "Honey", "Schatz" und "meine Königin".

- Geldforderungen finden gewöhnlich in 2 Kategorien statt:
entweder das plötzliche Desaster, dann braucht er ganz dringend Geld, um aus einer akuten Notlage zu kommen oder der Scammer wünscht sich immer mal Kleinigkeiten vom Opfer. Dafür gibt es dann auch schon mal einen Blumenstrauß, aber natürlich geht es darum dass das Opfer "Geschenke" schickt.
Und wer einmal für eine iTunes-Karte zahlt, wird auch weiter zahlen und so langfristig ebenfalls zur lukrativen Geldmaschine.

- Wenn die Geldforderung beim plötzlichen Unglück kommt, wird danach meist sehr viel Druck aufgebaut.
Zum einen, dass die Sache dringend ist und man ihn nicht im Stich lassen darf, zum zweiten auch emotional.
Das liebevolle Verhalten von vorher wird ersetzt durch Kälte, Wut, Frust und Ärger, die nur schwer auszuhalten sind, nach der Harmonie und scheinbar perfekten Beziehung, die vorher etabliert wurde

- Es werden Dokumente geschickt, Ausweiskopien, Rechnungen und auch Links zu Homepages, die seine Geschichte untermauern und absichern sollen. Lassen Sie bitte mal jemanden darüber schauen, der sich mit digitaler Bildbearbeitung auskennt.
Der erkennt sofort, ob es sich um Fälschungen handelt, wenn Sie sich da unsicher sind.

Hier haben wir diesen Punkt ausführlicher behandelt:
Dokumente, Bankkonteneinsicht und Websites

- Es findet eine Isolation von Familien und Freunden statt.
Er ist enttäuscht, wenn man an ihm zweifelt, behauptet über warnende Stimmen, dass die einem das Glück nicht gönnen würden

- Geld soll oft erst mal über Geldtransferdienste wie Western Union, MoneyGram, World Remit oder Bitcoin gezahlt werden.
Aber auch Konten werden zur Verfügung gestellt, die meist überhaupt nichts mit ihm, der Firma oder Organisation, die er angegeben hat, zu tun haben, manchmal in einem ganz anderen Teil der Welt als dem, an dem er sich angeblich gerade befindet.
Diese Konten sind in der Regel Konten von Privatpersonen, die die Gelder nach Afrika weiterleiten.
Oft werden Online-Banken wie N26, Handelsbank oder Solarisbank, etc. angegeben, weil dort die Erstellung eines Kontos für Betrüger durch vereinfachte Verifizierungsverfahren schneller möglich ist.

- sollen Sie intime Fotos schicken oder Ihren Ausweis oder Geld? Fragt er, ob Sie für ihn Geld entgegen nehmen?
Dann sollten sofort alle Alarmglocken leuchten!
Mit den Fotos können Sie erpresst werden, Ausweis- oder andere persönliche Papiere werden anderen Opfern als Beiwerk der Scammergeschichten vorgelegt, damit sie überzeugend wirken und, wenn Sie Gelder entgegen nehmen und weiter leiten, machen Sie sich möglicherweise der leichtfertigen Geldwäsche gem. § 261 V StGB strafbar. Schalten Sie dann umgehend die Polizei ein.

So erstatten Sie Anzeige bei der Polizei